Antworten rund um farbe und gestaltung

Jeanette Keller, Farbdesignerin mit eidg. Fachausweis, Malerin, Kunstschaffende

Jlona Dosedla, Farbdesignerin mit eidg.Fachausweis, Interiordesignerin, Fotografin

Warum sind Farben für Menschen wichtig?
Weisston: Weil Farben mit uns kommunizieren. Sie beeinflussen uns in unserer Empfindung und unserem Wohlbefinden, bewusst oder unbewusst. Sie helfen uns bei der Orientierung, warnen uns, umschmeicheln uns, beruhigen uns oder regen uns an. Wo wir auch hin- schauen, Farben sind überall.


Wie arbeitet ihr als Farbdesignerinnen?
Wir erstellen Farbkonzepte für Wohnungen, Geschäfts- räume und Gebäude. Unser Einsatz beginnt mit einer Farbberatung bei der Kundin, beim Kunden. Auf dieser Grundlage entwickeln und visualisieren wir ein Farbkonzept. Wir bieten auch die handwerkliche Umsetzung von Malerarbeiten und Effektwänden an. Auf Anfrage malen wir gerne auch abstrakte Bilder in bestimmten Farbkombinationen für Sie.

 

Wie geht das, wenn ihr ein Farbkonzept für ein Gebäude oder einen Raum entwickelt?
Zuerst analysieren wir den Raum oder das Gebäude und binden diese Erkenntnisse in die Beratung mit dem Kunden ein. Wir betrachten ein Objekt unter Gesichtspunkten wie Baustil, Architektur, Nutzung, Möblierung, Umgebung, Licht usw.
Mit dieser Analyse und unserem Wissen aus der Farbenlehre, der Farbpsychologie, von Architektur und Design entwickeln wir ein Farbkonzept – sozusagen den Plan für eine Farbkombination, welche dem Raum oder dem Gebäude den gewünschten Charakter gibt und seinen architektonischen Ausdruck unterstreicht. In manchen Gebäuden helfen Farben auch, sich zu orientieren. Wir arbeiten das Farbkonzept so aus, dass die Kundin oder der Kunde sich die Farbwirkung vorstellen kann. Wir stellen das Farbkonzept beispielsweise als Raum- Skizze, als Farbmuster oder auch als Computer-Visualisierung dar.

Ist Farbe «Geschmacksache»?
Auch, aber ...
...wie wir Farben empfinden, hat auf der einen Seite mit unserem persönlichen Hintergrund zu tun. Welche Eigenschaften wir den Farben zuschreiben, wird aber auch durch die Kultur bestimmt, in der wir leben. In der Schweiz und in ganz Nordeuropa treffen wir eine eher zurückhaltende Farbkultur an.
Mutige Trendfarben werden uns oft durch Werbung zugänglich gemacht. Wenn sie immer und immer wieder auftreten, können wir uns selbst an eigentlich unsympathische Farben gewöhnen und daran Gefallen finden. Sie lassen sich gut als Akzentfarben zum sonst eher zurückhaltenden Stil einsetzen. Später können sie wieder einem neuen Farbtrend Platz machen.


Welche Regeln beachtet ihr beim «Farbgestalten»?
In einem architektonischen Raum spielt die Farbe die Hauptrolle. Durch Farbtöne und Hell-Dunkel-Kontraste kann die Wirkung des Raumes in Bezug auf seine Form und Grösse beeinflusst werden. 
Zuerst stellen wir immer die Frage, was ein Raum oder Gebäude sein will. Die Nutzung spielt eine wichtige Rolle. Mit dem Konzept geben wir dem Raum, was er braucht, um seine Charakteristik auszudrücken. Es geht dabei nicht darum, Wände zu schminken, sondern vielmehr das Gesicht eines Raumes authentisch zur Geltung zu bringen. Wir gestalten Farben für einen Raum oder ein Haus immer unter Einbezug der Umgebung.
Weitere Regeln gibt es zum Beispiel bei der Farbgestaltung von historischen Bauten und Räumen. Hier arbeiten wir mit der Denkmalpflege zusammen.
Wir arbeiten gern im Netzwerk mit Architekten und Handwerks-Betrieben zusammen. So können Kompe- tenzen optimal genutzt werden – und Schönes kann entstehen.

Ist Weiss eine Farbe?

Ja, definitiv. Weiss ist eine unbunte Farbe, wie auch Schwarz und Grau. Weiss wird sehr oft als neutrale Farbe gewählt. Das ist aber ein Trugschluss. Weiss ist zwar unbunt, jedoch deswegen nicht neutral. Weiss zählt zu den kühlen Farben, hat in der Farbpsychologie die Charakteristik der Reinheit und wird etwa mit Schnee oder Salz assoziiert.
Weiss wird oft auch gewählt, weil es viel Licht reflektiert und Helligkeit erzeugt. Weisse Objekte sind sehr gut sichtbar. Schade finden wir, dass Helligkeit und diese vermeintliche Neutralität immer mit den gleichen zwei, drei Weisstönen umgesetzt wird. Dabei gibt es eine faszinierend grosse Vielfalt von Weiss.


Hast du eine Lieblingsfarbe?
Jeanette Keller: Jede Farbe hat eine bestimmte Anmutung. Lieblingsfarben drücken etwas über unsere Persönlichkeit oder unsere momentane Situation aus. Bei mir wechseln sich die bevorzugten Farben ab. Manchmal inspiriert mich eine Farbe in der Natur und ich ernenne diese dann zu meiner «saisonalen Lieblingsfarbe».

 

Was macht euch als Team aus?
Polarität, Humor, Kreativität...?

 

Was ist euer Arbeitsmotto?
Etwa «dem Weisston einen Farbton geben»? 

(sie lachen)